Niedersächsischer Ethikrat https://www.ethikrat-niedersachsen.de Eine Initiative von Wissenschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft Wed, 29 Dec 2021 09:01:37 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.1 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/wp-content/uploads/2020/07/cropped-Logo_INE_512-32x32.jpg Niedersächsischer Ethikrat https://www.ethikrat-niedersachsen.de 32 32 (Zwischen-)Bilanz: Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE) … nach fast zwei Jahren Corona https://www.ethikrat-niedersachsen.de/zwischen-bilanz-initiative-niedersaechsischer-ethikrat-ine-nach-fast-zwei-jahren-corona/ Wed, 29 Dec 2021 09:01:37 +0000 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/?p=262 „(Zwischen-)Bilanz: Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE) … nach fast zwei Jahren Corona“ weiterlesen]]>
Als Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE) haben wir uns im Juni 2020 mit Befristung zunächst bis Dezember 2021 als Zusammenschluss von Menschen mit ethischen und gesellschaftlichen Fachkompetenzen gegründet. Wir setzten uns zum Ziel, in partizipativer Weise zur gemeinsamen gesellschaftlichen und politischen Bewältigung der Folgen der COVID-19-Pandemie in Niedersachsen beizutragen.

Dafür identifizieren wir ethische und sozialpolitische Fragen, die sich im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie für Individuum und Gesellschaft ergeben. Wir versuchen Problemfelder übersichtlich zu skizzieren, Grundspannungen und Ambivalenzen aufzuzeigen und Orientierung für gesellschaftliches und politisches Handeln zu bieten.
Anlass für unsere erste Stellungnahme war der rigorose monatelange Ausschluss alter, kranker und pflegebedürftiger Menschen von allen familiären und gesellschaftlichen Kontakten in der ersten Phase der Pandemie. Wir haben dabei die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen zum Schutz der durch die Pandemie besonders gefährdeten Menschen zu erwartbaren Schäden durch die Maßnahmen in den Blick genommen.

„Mehr Perspektiven für junge Menschen in der Corona-Krise – Ein Diskussionsbeitrag der Initiative Niedersächsischer Ethikrat“, so lautete unser Statement vom 17. Juli 2020. Es war unser Anliegen, die politischen Entscheidungsträger_innen in Niedersachsen dafür zu sensibilisieren, die Weichen für eine gerechtere, partizipative und inklusive Bewältigung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen in Niedersachsen zu stellen. Im Anschluss daran haben wir Jugendliche, Kinder und Expert_innen angehört. Daraus entstand unsere Stellungnahme „Neue Perspektiven für junge Menschen in der Corona-Krise“ vom 16. November 2020 sowie aus gegebenen Anlass die Wiederaufnahme dieser Fragestellung: „Neue Perspektiven für junge Menschen in der Corona-Krise – Kinder und Jugendliche nach der dritten Welle: Gesundheitsschutz – Bildung – soziales Leben fördern“ vom 31. Mai 2021.
Mit einer „Ad-hoc-Stellungnahme zu pauschalen Besuchsverboten in Krankenhäusern“ vom 22. Dezember 2020 haben wir uns dafür eingesetzt, dass Besuche im Krankenhaus auch in Zeiten von Corona möglich sein müssen. Das war nämlich nicht der Fall, obwohl die Coronaverordnungen um die Jahresmitte 2020 entsprechendes für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ermöglicht hatten.

Die Bedürfnisse und Interessen von Menschen mit Beeinträchtigungen wurden unseres Erachtens bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht ausreichend wahrgenommen. Deshalb forderten wir in der Stellungnahme „Nicht mehr ohne uns – Menschen mit Behinderungen in der Corona-Pandemie“ vom 17. Februar 2021 nach einem Anhörungsverfahren von Betroffenen, Angehörigen und Expert_innen erstens eine deutlichere Differenzierung der Bedürfnisse der betroffenen Menschen und zweitens deren stärkere Partizipation bei der Erarbeitung künftiger Corona-Maßnahmen.

Niedersachsen ist zwar bislang aufgrund einer recht schnellen Verfügbarkeit von Impfstoffen und eines insgesamt vorsichtigen Agierens ohne eine Überlastung des Gesundheitssystems durch die Pandemiekrise gekommen. Nichtsdestotrotz sind die oben genannten Forderungen bis zum heutigen Tage hochaktuell. Insbesondere, was die Langzeitfolgen und Langzeitschäden der Corona-Maßnahmen bei den Betroffenen angeht, fehlt es an einer politischen Strategie.
Die wichtigste Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie bleibt die Impfung. Wir fordern daher die verantwortlichen Entscheidungsträger_innen in Niedersachsen auf, sich auf Bundesebene dafür stark zu machen, möglichst rasch zu klären, unter welchen Voraussetzungen eine Impfpflicht für Erwachsene verfassungsrechtlich zulässig und organisatorisch umsetzbar ist.
Aller Voraussicht nach wird das SARS-CoV-2-Virus uns noch lange begleiten. Eine wesentliche Herausforderung wird sein, mit der Bedrohung durch das Virus zu leben, Risiken der Erkrankung zu bewerten und die individuellen und gesellschaftlichen Folgen von Erkrankung abzuwägen. Da es auch in Zukunft notwendig sein wird, für diese und weitere Fragen aus ethischer Perspektive Lösungsvorschläge zu entwickeln, werden die Mitglieder der INE in den nächsten Wochen beraten, ob und gegebenenfalls wie eine Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit aussehen könnte.

Dr. med. Martina Wenker

Prof. Dr. theol. Jürgen Manemann

Dr. theol. Stephan Schaede

Dr. med. Thela Wernstedt, MdL

Bischof Dr. theol. Franz-Josef Bode

Landesbischof Ralf Meister

Prof. Dr. med. Claudia Wiesemann

Prof. Dr. theol. Christian Polke

Dr. Martin Splett

Prof. Dr. iur. Eva Schumann

Dr. med. Thomas Buck

Dr. Christoph Künkel

Torsten Windels

Thomas Uhlen

Prof. Dr. Janna Teltemann

Dr. Rebecca Seidler

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Neue Perspektiven für junge Menschen https://www.ethikrat-niedersachsen.de/neue-perspektiven-fuer-junge-menschen/ Mon, 31 May 2021 06:58:00 +0000 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/?p=257 „Neue Perspektiven für junge Menschen“ weiterlesen]]> Mit fortschreitender Impfung der erwachsenen Bevölkerung sind Kinder und Jugendliche mehr und mehr in das Zentrum des Pandemiegeschehens gerückt und müssen auch deshalb im Mittelpunkt zukünftiger Maßnahmen stehen. Ziel dieser Maßnahmen sollte es sein, Kinderrechte und insbesondere das Recht auf Bildung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen möglichst umfassend zu verwirklichen und zugleich die Gefahr der Ansteckung für diese Gruppe sowie alle weiteren unmittelbar und mittelbar beteiligten Personen, insbesondere Familienmitglieder möglichst gering zu halten.

Die vollständige Stellungnahme finden Sie folgend zum Herunterladen:

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Menschen mit Behinderungen in der Corona-Pandemie stärker unterstützen https://www.ethikrat-niedersachsen.de/menschen-mit-behinderungen-in-der-corona-pandemie-staerker-unterstuetzen/ Tue, 16 Feb 2021 16:16:34 +0000 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/?p=239 „Menschen mit Behinderungen in der Corona-Pandemie stärker unterstützen“ weiterlesen]]> Die Bedürfnisse und Interessen von Menschen mit Beeinträchtigungen werden bei den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht ausreichend wahrgenommen. Das stellt die Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE) in ihrer heutigen Stellungnahme fest. Sie fordert eine deutlichere Differenzierung unter den betroffenen Menschen und vor allem deren stärkere Partizipation bei zukünftigen Corona-Maßnahmen.


Problematisch sei es zum Beispiel, wenn allein Ort und Art der Unterbringung als Unterscheidungskriterium angeführt werden, um über die Sicherung des passiven und aktiven Schutzes zu bestimmen. Personen mit Beeinträchtigungen, die allein wohnen oder sich in ambulanten Settings finden, würden dadurch schon aus strukturellen Gründen weniger bedacht. Dasselbe gelte für Eltern von beeinträchtigten Angehörigen, die teilweise mit spürbaren materiellen Folgen die eigene Berufstätigkeit einschränken müssten, um ihre ins Haus gewiesenen Kinder zu betreuen bzw. sie keinem erhöhten Risiko auszusetzen.


„Dieses undifferenzierte Vorgehen weist darauf hin, wie wenig belastbar die bisher erzielten Erfolge im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen sind.“, so die INE in ihrer Stellungnahme. Die INE bemängelt zudem, dass sich Menschen mit Beeinträchtigungen im öffentlichen Pandemiediskurs als nicht gesehen und nicht geachtet erleben. Sie regt dazu an, bei der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen die Möglichkeiten zu verbessern, damit Betroffene wirksam ihre Anliegen vorbringen können. Wichtig sei auch die barrierefreie Kommunikation als Regel einzuführen. „Gesetze, Anordnungen, Verordnungen und Erlasse, die für Menschen mit Beeinträchtigungen relevant werden können, sollten in Niedersachsen so verfasst sein, dass die Menschen, die davon betroffen sein könnten, sie auch barrierefrei verstehen und sich damit auseinandersetzen können.“, so die INE in ihrer Stellungnahme.

Audioversion “Nicht mehr ohne uns”

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Stellungnahme zur Impfstoffverteilung im Rahmen der Coronapandemie 2020/2021 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/stellungnahme-zur-impfstoffverteilung-im-rahmen-der-coronapandemie-2020-2021/ Mon, 11 Jan 2021 16:46:51 +0000 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/?p=231 „Stellungnahme zur Impfstoffverteilung im Rahmen der Coronapandemie 2020/2021“ weiterlesen]]> Die Impfstrategie der deutschen Bundes- und Landesregierungen zielt auf die freiwillige Impfung aller deutschen Staatsbürgerinnen und aller Menschen, die sich im deutschen Staatsgebiet aufhalten, um die Gesundheit möglichst vieler zu schützen, vorzeitige Tode zu verhindern und ein von Kontaktbeschränkungen und anderen krisenbedingten Einschränkungen befreites soziales Leben für alle möglichst schnell wiederaufnehmen zu können.

Derzeit sind in Europa zwei Impfstoffe zugelassen, weitere sind im Verfahren der Zulassung. Dennoch werden Impfstoffe über Wochen Mangelware bleiben. Die Durchimpfung einer Bevölkerung braucht Monate. Daher wurden Priorisierungsgruppen erstellt durch die Zusammenarbeit von Ständiger Impfkommission, Deutschem Ethikrat und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Klar ist, es wird, bedingt durch noch unzureichenden Ausbau der Impfstoffproduktion und Produktionsausfällen, zu Verzögerungen kommen, selbst die sog. Priorisierungsgruppe 1 (Menschen mit besonders hohem Expositionsrisiko; Menschen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen) durch zu impfen. Es wird damit gerechnet, dass es mindestens bis Ende März dauern kann, diese Gruppe durch zu impfen. Es stellt sich daher die Frage, wer aus der Priorisierungsgruppe 1 zuerst geimpft werden soll und vor allem ob alle hinreichend im Voraus kontaktiert werden können.

Bei der ethischen Abwägung der Maßnahmen für eine Durchimpfung konkurrieren Güter wie die Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen, insbesondere des Gesundheitssystems sowie das sehr hohe Risiko einer schweren bis tödlichen Erkrankung durch SARS-Covid‑2 bei Menschen hohen Alters und Vorerkrankungen. Hinzu kommt ein sehr hohes Infektionsrisiko durch berufliche Exposition bei Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen insbesondere in Notaufnahmen, auf Intensivstationen, auf Covid-Stationen, in der Palliativversorgung, im Rettungsdienst. Hinzu kommen die durch eine weiter lang andauernde Maßnahme harter Restriktionen im öffentlichen Leben Gefährdungen im Zuge von Bildungschancen und weiterer Daseinsvorsorge.
Das von der Ständigen Impfkommission (STIKO) formulierte Ziel ist die Abwendung eines größtmöglichen Schadens von der Gesellschaft unter Beachtung der Prinzipien von Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Solidarität. Nur unter Achtung jeder dieser Prinzipien lassen sich ungerechtfertigte Diskriminierungen durch Priorisierung vermeiden. Deswegen wurde eine gemischte Priorisierungsgruppe 1 identifiziert, in der die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems und gleichermaßen die Vermeidung von sehr schwerer Erkrankung und Tod berücksichtigt werden. Daher müssen Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen insbesondere an bestimmten Arbeitsstellen und Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen von Pflegeheimen gleichermaßen schnell durch Impfungen geschützt werden. Mit dieser Gruppenzuordnung verknüpft sich der wichtige Effekt, dass durch die Vermeidung von schweren Erkrankungen bei alten Menschen die Belastungen der Intensivstationen nachlassen.

Folgen für die Praxis des Impfens gerade auch in Niedersachsen:

(1) Auch unter der Bedingung von extrem wenig Impfdosen sollten Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen von Pflegeheimen und Mitarbeiterinnen von Krankenhäusern in besonders gefährdeten Bereichen gleichzeitig geimpft werden. Wird nur eine Gruppe der Priorisierungsgruppe berücksichtigt, kommt es zu nicht mehr begründbaren Ungerechtigkeiten. Von daher ist – schon aufgrund der Kühlungsprobleme – es geboten, alle zu Verfügung stehenden Dosen schnellstmöglich zu verimpfen, ggf. auch unter Weitergabe an andere Einrichtungen, die diese vor Ort jeweils benötigen und gebrauchen können. Verwaltungsrechtliche Hürden sind demgegenüber nachrangig.


(2) Da selbst die priorisierte Gesamtgruppe nur stufenweise geimpft werden kann, müssen als Begründung für die Differenzierungen regionale Inzidenzzahlen, Schwerpunktversorgung von Covid-Kranken u.a. herangezogen und kommuniziert werden.

(3) Die derzeitige Lage ist sehr dynamisch und wird so bleiben. Von daher sind kurzzeitig immer wieder Anpassungen unabdingbar. Klar kommuniziert werden sollte, dass Priorisierungen stets implizit Ungerechtigkeiten beinhalten. Diese Ungerechtigkeiten können nur gerechtfertigt und in der Bevölkerung akzeptiert werden, wenn sie ethisch und wissenschaftlich begründet werden. Die Kommunikation unvermeidbarer Ungerechtigkeiten hat landesweit, gut verständlich und rasch zu erfolgen.


(4) Es sollte vermieden werden, dass Zuteilungsentscheidungen nur regional und ad hoc erfolgen. Ein interessengeleiteter Run der Einflussreichsten auf den Impfstoff ist ethisch nicht legitimierbar. Die in einer parlamentarischen Demokratie eingeübte Lobbyarbeit von Verbänden ist in diesem Fall kein geeignetes Mittel, um das von der ständigen Impfkommission festgelegte Ziel, der Schadensvermeidung für die größtmögliche Anzahl von Menschen zu erreichen.


(5) Die Bürger*innen Niedersachsens, vor allem Menschen mit besonders hohem Risiko in der jetzigen Impfphase, müssen ihre Impfung einschätzen und planen können. Es bedarf umgehend leicht verständlicher und zugänglicher sowie transparenter Anmeldeverfahren.


(6)Missgunst ist nicht das ethische Gebot der Stunde – gerade auch im Blick auf schon geimpfte Bevölkerungsgruppen. Insbesondere gegenüber hochaltrigen Menschen kann angesichts kurzer Lebensfristen ein Appell an deren Geduld zynisch werden. Ihnen sollte deshalb – sobald gewiss ist, dass sie nicht ansteckend wirken – eine Nutzung ihrer grundrechtlich verbriefen Freiheitsrechte eingeräumt werden.

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Besuche im Krankenhaus müssen auch in Zeiten von Corona möglich sein! https://www.ethikrat-niedersachsen.de/besuche-im-krankenhaus-muessen-auch-in-zeiten-von-corona-moeglich-sein/ Tue, 22 Dec 2020 14:31:18 +0000 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/?p=223 „Besuche im Krankenhaus müssen auch in Zeiten von Corona möglich sein!“ weiterlesen]]> Aufgrund rasch steigender Corona-Infektionszahlen gilt in vielen niedersächsischen Krankenhäusern erneut ein grundsätzliches Besuchsverbot. Ziel der von den Ländern erlassenen strengen Regeln ist es, die Anzahl der Kontakte zu begrenzen und hierdurch das Risiko einer Infektion und schweren COVID-19-Erkrankung für alle Patientinnen sowie für Mitarbeiterinnen in den Kliniken zu verringern. Jeden Tag muss eine steigende Zahl Schwerkranker qualitativ und menschlich gut medizinisch und pflegerisch versorgt werden.

Mitarbeiterschutz, Angehörigenschutz und Patientinnenschutz müssen stets in Einklang gebracht werden. Hier tragen die Führungskräfte in den Krankenhäusern derzeit eine hohe Verantwortung. „Die Initiative Niedersächsischer Ethikrat sieht mit großer Sorge, dass die aktuellen Besuchsbeschränkungen zu einer Isolation der Betroffenen führen“ stellt die Ärztin und Palliativmedizinerin Dr. Thela Wernstedt, MdL fest und führt aus, „dass die Leidtragenden insbesondere Schwerkranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen sind“. „Beistand für Sterbende unter Wahrung ihrer Würde und Achtung ihres Willens sind Grundlagen ärztlichen, pflegerischen und seelsorgerischen Handelns“ ergänzt Dr. Martina Wenker, Lungenfachärztin und Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen und fordert „dass auch in Zeiten von Corona selbstverständlich und überall eine Sterbebegleitung durch nahe Angehörige und ein würdevoller Abschied von einem geliebten Menschen ermöglicht werden muss.“

Seit Beginn der Coronakrise setzt sich die Initiative Niedersächsischer Ethikrat öffentlich für die Belange von Menschen ein, deren Bedürfnisse in der Bewältigung der Krise nicht genügend Berücksichtigung finden. Prof. Dr. Claudia Wiesemann, Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universitätsmedizin Göttingen, bekräftigt das ausdrückliche Anrecht „besonders betroffener Patientinnen bei stationär behandelten Erkrankungen, sowie Menschen am Ende ihres Lebens, des Partners oder der Partnerin bei Geburt und Wochenbett sowie erkrankter Kinder und Jugendlicher auf eine intensive Begleitung durch Angehörige – selbstverständlich unter den erforderlichen Hygieneregeln – auch und gerade jetzt in Zeiten von Corona!“

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Mehr Rechte und mehr Partizipation für junge Menschen in der Corona-Krise https://www.ethikrat-niedersachsen.de/mehr-rechte-und-mehr-partizipation-fuer-junge-menschen-in-der-corona-krise/ Mon, 16 Nov 2020 13:28:10 +0000 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/?p=216 „Mehr Rechte und mehr Partizipation für junge Menschen in der Corona-Krise“ weiterlesen]]> Die Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE) fordert in einer neuen Stellungnahme vom 16. November 2020, die Perspektiven und Rechte von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Corona-Krise besser zu berücksichtigen.

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene dürften nicht nur als Teil ihrer Familien betrachtet, sondern müssten deutlicher als eigenständige Menschen mit eigenen Rechten und Bedürfnissen wahrgenommen werden, so die INE in ihrer Stellungnahme.

Zudem kritisiert die INE den negativen Blick auf junge Menschen in öffentlichen Debatten und warnt davor, die Bedürfnisse der Generationen gegeneinander auszuspielen.  Als höchst problematisch sieht die INE die Fixierung auf Ausbildungsoptionen und schulische Belange in  politischen Debatten. Dadurch würden biographische Entwicklungsdynamiken und die sozialen außerschulischen Kontexte, in denen junge Menschen heranwachsen, kaum berücksichtigt. Schwere seelische Störungen seien die Folge. 

Die INE plädiert deshalb dafür, künftig Kinder und Jugendliche stärker als Subjekte eigenen Rechts zu begreifen und in Entscheidungsfindungsprozesse einzubeziehen. Für Kinder und Jugendliche relevanten Verordnungen sollte es daher ohne die Beteiligung von Kinder- und Jugendräte nicht mehr geben. Es sei überdies geboten, mehrfach strukturelle benachteiligte Kinder, Jugendliche und ihre Familien bei strukturellen Fördermaßnahmen besonders zu beachten. Früherkennungsuntersuchungen und Schuleingangsuntersuchungen seien auch unter verschärften Krisenbedingungen insbesondere für sozial benachteiligte Kinder von elementarer Bedeutung, weil hiermit Entwicklungsstörungen entdeckt werden können, bevor es für sie zu spät ist.

Die (INE) versteht ihre Arbeit als Impuls zur öffentlichen Diskussion. Sie möchte mit ihrer Stellungnahme dazu anregen, aus den Folgen der Dauerkrise Lehren für den Umgang untereinander und im Speziellen für den Umgang mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Niedersachen zu ziehen. Dafür haben die Mitglieder betroffene Jugendliche und Experten befragt und angehört, die Ergebnisse miteinander diskutiert und unter ethischen Gesichtspunkten gewichtet.

Die Stellungnahme der INE finden Sie hier:

HANNOVER, den 16. November 2020

Über die Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE)

Die Initiative Niedersächsischer Ethikrat ist ein unabhängiges Gremium von Expert*innen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen. Die INE sieht ihre Aufgabe darin, aus ethischer Perspektive Fragen und Probleme aufzuzeigen, die sich aus den Folgen der COVID-19-Pandemie für Menschen in Niedersachsen ergeben, sowie Strategien und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Geschäftsführende Organisationen sind die Ärztekammer Niedersachsen, die Evangelische Akademie Loccum und das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover. Weitere Informationen zur INE finden Sie hier: www.ethikrat-niedersachsen.de

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Eine Pandemie ist keine Massenkarambolage – man kann sich darauf vorbereiten https://www.ethikrat-niedersachsen.de/eine-pandemie-ist-keine-massenkarambolage-man-kann-sich-darauf-vorbereiten/ Wed, 22 Jul 2020 09:19:32 +0000 https://www.ethikrat-niedersachsen.de/?p=189 „Eine Pandemie ist keine Massenkarambolage – man kann sich darauf vorbereiten“ weiterlesen]]> Den von den Corona-Maßnahmen betroffenen und eingeschränkten Bürgerinnen und Bürgern will die neu gegründete Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE) Gehör verschaffen. Das elfköpfige Gremium wird vertreten durch Ärztekammer-Präsidentin Dr. med. Martina Wenker, den Direktor der Akademie Loccum Dr. theol. Stephan Schaede und Professor Dr. theol. Jürgen Manemann, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie (fiph) in Hannover.

Die erste akute Phase der COVID-19-Pandemie ist hierzulande überstanden. Aber ihr Effekt auf das gesellschaftliche Zusammenleben ist – auch im Hinblick auf eine zweite Welle – nicht abzusehen. Um Menschen, die von den Pandemie-Maßnahmen besonders betroffen sind, ein Sprachrohr zu verleihen, haben Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, und die SPD-Landtagsabgeordnete Dr. med. Thela Wernstedt gemeinsam mit Landesbischof Ralf Meister und dem Osnabrücker Bischof Dr. theol. Franz-Josef Bode die Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE) ins Leben gerufen. Dem elfköpfigen Gremium gehören neben Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen mit ausgewiesener ethischer Expertise Repräsentanten der kirchlichen Wohlfahrtsverbände an.

„Schon jetzt haben Kinder und Jugendliche, die weder Schulen noch Kindergärten besuchen durften, schwierigere Startbedingungen“, kündigt Wenker jetzt das erste INE-Papier zur Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an und prophezeit, dass diese Generation an der Last und den Folgen der Pandemie wohl noch Jahrzehnte leiden wird. Deshalb ist es das Ziel von INE, den gesellschaftlichen Blick zu schärfen, damit im Falle künftig abermals notwendiger Schutzmaßnahmen differenzierter agiert werden kann. „Eine Pandemie ist keine Massenkarambolage“, betont Wernstedt, „man kann sich darauf vorbereiten.“

Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen, gehört zu den Kernforderungen der Ethikrat-Initiative. „Wenn eine zweite Welle kommt, müssen wir verhindern, dass erneut per Verordnung über die Köpfe der Menschen hinweg entschieden wird“, fordert Dr. theol. Stephan Schaede, Direktor der Akademie Loccum.
Auf die soziale Dimension der Corona-Pandemie macht zudem Professor Dr. theol. Jürgen Manemann, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie (fiph) in Hannover, aufmerksam: „Wir müssen einen Blick für die verschiedenen Verwundbarkeiten entwickeln“, so Manemann.
Um aber zu verhindern, dass nur Experten reden, sollen ab September die Betroffenen selbst in öffentlichen Anhörungen zu Wort kommen. Denn es gilt, die Lebens‑, Entwicklungs- und Bildungschancen von jungen Menschen deutlich zu verbessern – so eine der Kernforderungen des INE-Papiers. Das Thesenpapier der Initiative finden Sie anbei als PDF-Anhang.

Die Mitglieder der Initiative Niedersächsischer Ethikrat (INE):
Gründungsmitglieder:

  • Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin Ärztekammer Niedersachsen
  • Dr. med. Thela Wernstedt, Landtagsabgeordnete und stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion
  • Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (nun beratendes Mitglied)
  • Dr. theol. Franz-Josef Bode, Bischof des Katholischen Bistums Osnabrück (nun beratendes Mitglied)
    Neue Mitglieder:
  • Dr. theol. Stephan Schaede, Direktor der Evangelischen Akademie Loccum
    (Vertretung von Bischof Meister)
  • Dr. theol. Martin Splett, Referent beim Bistum Osnabrück (Vertretung von Bischof
    Bode)
  • Professor Dr. theol. Jürgen Manemann, Direktor des Forschungsinstituts für
    Philosophie Hannover
  • Professor Dr. theol. Christian Polke, Lehrstuhl für Systematische Theologie/Ethik in Göttingen
  • Professorin Dr. iur. Eva Schumann, Lehrstuhl für Deutsche Rechtsgeschichte und
    Bürgerliches Recht an der Universität Göttingen
  • Professorin Dr. med. Claudia Wiesemann, Direktorin der Abteilung Ethik und
    Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen
  • Torsten Windels, Ökonom mit Sitz in Hannover
    Vertreter der kirchlichen Wohlfahrtsverbände:
  • Thomas Uhlen, Landessekretär der Caritas in Niedersachsen
  • Dr. theol. Christoph Künkel, ehemaliger Vorstandssprecher des Diakonischen Werks evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
    Kontakt:
    Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN)
    Karl-Wiechert-Allee 18–22, 30625 Hannover
    Thomas Spieker, Leiter Kommunikation und Pressesprecher der Ärztekammer Niedersachsen
    Telefon: 0511 380 2220, E‑Mail: [email protected]
    Evangelische Akademie Loccum (evlka)
    Münchehäger Straße 6, 31547 Rehburg-Loccum
    Florian Kühl
    Telefon: 05766 81105, E‑Mail: [email protected]
    Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (fiph)
    Gerberstr. 26, 30169 Hannover
    Dr. Ana Honnacker
    Telefon: 0511 1640934, E‑Mail: [email protected]
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